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Erfahrungsbericht über die Panasonic Lumix DC-GH5

Es wird Zeit, dass ich mal einen Erfahrungsbericht über die Panasonic Lumix DC-GH5 schreibe, da ich nun mittlerweile schon ca. 8 Monaten mit dieser Kamera fotografiere und filme. Die Panasonic Lumix DC-GH5 ist das dritte Kameramodell, welches ich parallel zu meinen beiden Canon EOS 5D Mark IV und den beiden Olympus OM-D E-M1 II verwende, über die ich ja schon vor einer Weile zwei Erfahrungsberichte veröffentlicht habe, siehe hier zu Canon und hier zu Olympus.

Als erstes stellt sich den Meisten die Frage, warum ich mehrere Kamerasysteme parallel verwende. Das ist recht einfach erklärt:

Die Vollformatkameras (aktuell Canon EOS 5D Mark IV) kommen zum Einsatz, wenn ich Wert auf eine gute Bildqualität bei hoher ISO mit gleichzeitig kurzen Belichtungszeiten (bewegte Motive) lege, wie ich es z.B. bei Hochzeiten benötige. Die hohe Auflösung und guten Möglichkeiten zur Freistellung durch die geringe Tiefenschärfe eignen sich sehr gut für Portraits. Auch der Dynamikumfang der Vollformatsensoren ist sehr hoch. Die per Funk steuerbare Blitztechnik ist (bei Canon) sehr ausgereift, was ich auch für mobile Ausleuchtungen benötige. Das Selbe gilt sicherlich auch für Nikon oder Sony, aber da verfüge ich über keine langfristigen persönlichen Erfahrungen. Es gibt noch viel mehr Gründe für Vollformat (Kleinbild), aber diese Kurzversion soll hier reichen.

Die Kameras des Microfourthirds-Systems (Panasonic Lumix DC-GH5 und Olympus OM-D E-M1 II) kommen zum Einsatz, wenn ich deutlich reduzierter unterwegs sein kann und nicht das letzte Quäntchen Qualität bei hoher ISO benötige, welches mir nur die großen Sensoren bieten können. Dies kommt mir beim Reisen zu Gute, bei denen das MFT-System mit geringerem Gewicht, geringerer Größe, besserer Wetterbeständigkeit, eingebautem IBIS (In-Body-Image-Stabilization) und auch geringerem Preis ganz klar punkten kann. Bei längeren Ausflügen macht es einen deutlichen Unterschied, ob man 10kg (2 Bodies und 3 Zooms) in Vollformat oder 5kg (auch 2 Bodies und 3 Zooms) in MFT auf dem Rücken oder der Schulter umher trägt. Vom Preis der Ausrüstung (im Falle eines Unfalles) oder dem Transportvolumen mal ganz zu schweigen … Wann immer ich mit „einer kleinen Schultertasche“ unterwegs bin, kann man davon ausgehen, dass sich darin mindestens eine MFT-Kamera mit einer oder mehreren Linsen befindet. Dies ist z.B. der Fall, wenn ich die Housedestroyer auf ihre Bookings begleite und ein paar Fotos schieße.
Die Auflösung von 20 Megapixel (ca. 18 Megapixel im 2:3 Verhältnis) ist für die meisten meiner Zwecke optimal: in meinem Haus hängen Wandbilder in 1,65m x 1,10m Größe, die ich auf Reisen gemacht habe. Die Qualität (2m Betrachtungsabstand) ist erstaunlich und für meine Ansprüche völlig ausreichend. Wenn man bedenkt, dass leider (!) ca. 95% aller Fotos nur noch auf kleinen Endgeräten (Tablet/Smartphone) angeschaut werden, weitere 4% bis vielleicht A4 gedruckt und weniger als 1% der Fotos großformatig gedruckt werden, ist diese Auflösung (m)ein guter Kompromiss. Möchte ich größer drucken, kommen meine Kameras mit Vollformatsensor und höherer Auflösung zum Einsatz. Ich kenne den Einsatzzweck der Fotos ja meist schon vorab. Auch hier gibt es noch deutlich mehr gute Gründe für Microfourthirds, aber das soll erst mal reichen.

Würde ich nur ein System verwenden wollen, würde ich wohl mit Fuji liebäugeln, aber mit Vollformat und Microfourthirds habe ich „das Beste“ aus beiden Welten.

Warum habe ich mir nun noch eine Panasonic Lumix DC-GH5 gekauft, wenn ich doch schon vergleichbare Olympus-Kameras verwende, die einen technisch ähnlichen Sensor verwenden? Nachdem ich im Dezember 2018 eine Panasonic Lumix DC-G9 testen konnte, habe ich einige Vorzüge der Lumix-Kameras erkannt, durch die ich mein momentanes Olympus-System sinnvoll ergänzen oder in der nächsten Anschaffungs-Periode vielleicht sogar vollständig ablösen kann. Da sich Panasonic und Olympus durch den gemeinsamen MFT-Standard die Objektive teilen, waren hier keine Neuanschaffungen nötig. Ich könnte auch mittels eines Adapters meine Canon-Vollformat-Objektive an den MFT-Kameras benutzen, aber dann wären meine oben erwähnten Vorteile bezüglich Größe und Gewicht bei MFT (Vorteil beim Reisen) zu Nichte gemacht. Außerdem liebe ich die gute (Build- und Bild-)Qualität der MFT-Objektive bei geringer Größe und großer Blende einfach zu sehr.
Ich habe die Panasonic Lumix DC-GH5 hauptsächlich gekauft, um eine starke Filmkamera im Portfolio zu haben, mit der ich unterwegs auch anspruchsvollere Filmaufgaben erledigen kann, an denen Canon & Olympus scheitern und die REDs (von Steffen) einfach zu viel des Guten wären. Es ist schlichtweg bekannt, dass die GH5 in dieser Hinsicht sehr viel zu bieten hat, worauf ich noch genauer eingehen werde. Natürlich verwende ich sie auch als Fotokamera, aber sie ist viel stärker auf Film ausgerichtet, als ihre „Fotoschwester“ G9.

Auf diversen Test-Seiten, die sich viel öfter und professioneller mit Kameratests befassen, wurde schon viel über die Hardware der Panasonic Lumix DC-GH5 geschrieben, daher möchte ich das nicht alles wiederholen und reine Fakten aufzählen, sondern lediglich meine persönliche Meinung kundtun.
Das wichtigste Hardware-Pro-Argument für die GH5 ist für mich: Die Kamera liegt satt in der Hand (ich habe große Hände) und jeder Knopf befindet sich an einer sinnvollen Position, an der auch meine Finger enden. Die Kamera ist ein Handschmeichler und drückt bei längerer Benutzung nicht in der Hand. Die Ergonomie ist eine Disziplin, die übrigens Canon auch hervorragend beherrscht. Bei Olympus tue ich mich da deutlich schwerer. Die Olympus OM-D E-M1 II ist kleiner, eckiger und die Bedienelemente sind „fummliger“ zu erreichen, was eine „blinde Bedienung“ deutlich erschwert. Ich habe mich mit Daumenrad, Fokus-Joystick und den wichtigsten „Direkt-Einstellungs-Knöpfen“ an der Panasonic Lumix DC-GH5 sofort wohl gefühlt und komme deutlich schneller von einer Einstellung zur Nächsten, als es bei Olympus der Fall ist. Ich finde es gut, dass der allgemeine Trend zur Miniaturisierung bei der GH5 nicht übertrieben wird und die Kamera dadurch hervorragend bedienbar bleibt.
Jeder Knopf kann frei belegt werden, worauf ich aber noch genauer eingehen werde. Eine hohe Anzahl von Knöpfen finde ich dabei sehr praktisch. Dazu hat die Kamera zwei Karten-Slots – für mich ein absolutes Muss! Ich hatte schon Datenverluste aufgrund defekter Speicherkarten, aber auch aufgrund meiner eigenen Dummheit (vorschnelles Löschen usw.) Zum Glück hat mich jedes mal die zweite Speicherkarte gerettet. Ich schätze aber auch den Komfort, Bilder von A nach B kopieren zu können und so auf längeren Reisen ohne Notebook die eigenen Backups zu organisieren.
Der Sucher ist riesig, das Touchdisplay sehr reaktiv, die Buchsen aller Anschlüsse finde ich sehr gut angeordnet und auch ist USB-C auf der Höhe der Zeit. Ein kleiner Wunsch für die Zukunft wäre noch, dass man den Akku auch über den USB-C-Port laden kann. Das würde mir auf Reisen enorm helfen, das externe Ladegerät einzusparen und universeller aufladen zu können.

Da sich viele Kameras von der Hardware recht ähneln, sind die größten Unterschiede in der Implementierung der Software (sprich: dem Menü) zu finden. Hier wird nach außen getragen, „was die Kamera kann“ und wie ich sie bedienen kann/muss. Hier bin ich ein wenig vorbelastet, da ich schon seit 13 Jahren mit Canon arbeite (und sehr gut zurechtkomme), seit 5 Jahren mit Olympus („geht so“) und erst seit 8 Monaten mit Panasonic. Daher habe ich noch Schwierigkeiten, mich in dem sehr umfangreichen Menü der GH5 zurecht zu finden. Ich würde mir hier zuerst eine feinere Unterteilung in verschiedene Kategorien wünschen. Grundsätzlich lässt sich sagen: im Menü lässt sich die Kamera dermaßen ausführlich konfigurieren, dass ich oftmals überfordert bin. Daher habe ich mir meine wichtigsten Punkte in „Mein Menü“ abgespeichert, welches ich nun fast ausschließlich verwende.
Da die GH5 sehr stark auf Film ausgerichtet ist, habe ich hier Einstellungsmöglichkeiten „gefunden“, von denen ich vorher nicht mal wusste, wofür man sie braucht. Das ist also keine Kritik an Panasonic, sondern zeigt nur auf, dass die Kamera in diesem Bereich mehr „kann“, als ich in der Lage bin zu verwenden. Ich halte hier also eine Kamera in der Hand, die meinen Filmfähigkeiten technisch überlegen ist. Das ist sehr gut, denn so schränkt sie mich definitiv nicht ein!
Es würde den inhaltlichen Umfang sprengen, jede Funktion zu beschreiben, die die GH5 beherrscht, daher konzentriere ich mich lediglich auf die Punkte, die mir besonders positiv oder negativ auffallen.
Besonders gut finde ich die verschiedenen Möglichkeiten zur Anpassung des Autofokus. Ich liebe den Punktautofokus – präziser geht es nicht! Die Gesichtserkennung funktioniert einwandfrei und auch die vorherige Registrierung verschiedener Gesichter, die dann bei der Fokussierung priorisiert angepeilt werden, hilft enorm.
Wie jede Systemkamera bietet die Panasonic Lumix DC-GH5 viele Möglichkeiten, den Shutter entweder mechanisch, elektronisch und in drei Geschwindigkeiten zu verwenden. Leider muss einige dieser Einstellungen über das Menü tätigen. Hier hat Olympus eine sehr gute Lösung gefunden, die ich mir auch von Panasonic wünschen würde: bei Olympus definiert man vorab verschiedene Einstellungen im Menü (mit exakter Framerate) und kann diese dann sehr schnell bei der Aufnahme abrufen.
Ich verwende auch sehr gern die Auto-ISO-Funktion, besonders da man die gewünschte Minimalbelichtungszeit und ISO-Grenzen sehr fein definieren kann. Auch die Möglichkeit, sich die Spitzlichter während der Aufnahme anzeigen lassen zu können, hilft mir enorm.
Wie schon erwähnt, kann man an der GH5 fast jeden Knopf frei belegen. Das funktioniert sehr einfach. Man hält einen Knopf ca. 2 Sekunden lang gedrückt und schon geht ein Menü mit über 100 (!) Funktionen auf, die dieser Taste zugewiesen werden können. Großartig! So kann ich einige Tasten mit Bildbewertungsfunktionen versehen, die mir dann „Sternchen setzen“, die wiederum in Adobe Lightroom erkannt werden. Ich verwende diese Funktion sehr häufig, um schon in der Kamera meine Fotos zu bewerten und später schneller mit Lightroom weiter arbeiten zu können. Olympus beherrscht das leider gar nicht, aber Canon geht sogar noch einige Schritte weiter (Achtung, (m)ein Wunsch an Panasonic): In meiner Canon kann ich auch diese Bewertungssterne setzen und diese kameraintern filtern. So kann ich einem Drehrad zuweisen, dass es z.B. nur unbewertete Fotos oder Fotos mit x Sternen anzeigt. Standardmäßig lasse ich mir nur unbewertete Fotos anzeigen, und überspringe alle schon bewerteten Fotos. So kann ich noch schneller eine Vorsortierung vornehmen. Wenn ich den Filter auf z.B. 4 Sterne setze (meine Markierung für ein gutes Foto), kann ich so sehr schnell alle guten Fotos finden, markieren, kopieren oder was ich sonst noch so damit machen möchte.
Auch bei den Optionen für den Doppelsteckplatz gibt es etwas, was ich gar nicht mag, dafür muss ich kurz ausholen: standardmäßig lasse ich alle Daten identisch auf beide Karten schreiben. Die GH5 kann das auch in der Filmfunktion (sehr gut!). Das Problem ist aber, dass auch bei der Wiedergabe der Fotos dann beide Karten angesteuert werden. Habe ich also 10 Fotos gemacht, werden mir zuerst die 10 Fotos auf Karte 1 und danach die (identischen) 10 Fotos auf Karte 2 angezeigt. Das verwirrt mich und ich „arbeite“ mit den Bewertungen oder Löschungen manchmal auf der falschen Karte. Das gefällt mir gar nicht. Canon und Olympus zeichnen auch auf beide Karten auf (leider nur Fotos), zeigen bei der Wiedergabe aber nur eine der beiden Karten an. Somit kann ich nicht auf der falschen Karte landen. Möchte ich nun auf der zweiten Karte arbeiten, muss ich im Menü explizit auf die andere Karte umstellen. Das gefällt mir aus Gründen der Datensicherheit deutlich besser! Das ließe sich bei der Panasonic GH5 sicherlich ganz einfach implementieren. Es verwirrt mich auch, dass mir – wenn ich die GH5 per USB-C mit meinem iPad verbinde – nur die Fotos der Karte 2 angezeigt werden. Ich muss also vor der Verbindung mit dem iPad immer eine der beiden Karten entfernen, damit mir die Daten der „richtigen“ Karte angezeigt werden.
Die Panasonic Lumix DC-GH5 hat auch umfangreiche Funktionen der Steuerung per Wlan. Ich muss gestehen, dass ich mich noch nicht ausreichend damit auseinander gesetzt habe, um etwas Qualifiziertes dazu zu schreiben. Ich möchte aber etwas erwähnen, was ich bei Canon liebe und mir bei den anderen Herstellern wünschen würde: wenn die Wlan-Verbindung von einem Apple iPad (oder anderen mobilen Geräten) zur Canon aufgebaut wurde, kann man schon während des Fotografierens über das iPad die Bilder bewerten und nach diesen Bewertungen filtern. So kann ich (oder eine andere Person) schon während des Fotografierens, eine Auswahl der gelungenen Motive vornehmen, diese mit Sternchen bewerten und filtern. Gerade bei Aufträgen, bei denen ich viele Porträts verschiedener Personen mache, kann man so schnell schauen ob es gelungene Motive gibt, diese sofort bewerten und herausfiltern. Natürlich ginge das auch über Tethering an einen angeschlossenen Rechner. Dies wird aber an vielen Sets recht kompliziert, so dass die Wlan-Verbindung mit einem Tablet vor Ort in Action die praktikablere Lösung darstellt.
Ich könnte hier auch noch viel mehr schreiben, aber das waren erst mal die wichtigsten Punkte, die mir „spontan“ einfallen ;)

Insgesamt ist die Panasonic Lumix DC-GH5 eine großartige Kamera, die in meinem Tätigkeitsfeld einen berichtigten Platz gefunden hat. An der Hardware habe ich nichts auszusetzen. An der Software könnte man sicherlich noch schrauben, aber die eierlegende Wollmilchsau gibt es nun mal nicht. Kein Hersteller hat eine „komplette“ Kamera im Portfolio – das würde auch im Interesse einer möglichst breiten Produktpalette keinen Sinn ergeben ;) Abgesehen davon spiegeln viele Punkte auch nur meine persönliche Meinung wieder und Andere mögen einige der von mir kritisierten Punkte als positiv empfinden.

Ich bin wirklich sehr auf die bald erscheinenden Panasonic S1 und SR1 Vollformatkameras gespannt. Ich habe schon Einiges über diese Kameras erfahren können und sie könnten eine ernstzunehmende Alternative zu meinen Canon Vollformaten werden. Der Markt bleibt also sehr spannend!

Erfahrungsbericht über die Panasonic Lumix DC-GH5, Fotograf Oldenburg, Thomas Weber

Wer sich auch eine Panasonic Lumix DC-GH5 zulegen möchte, kann dies z.B. hier tun.

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