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Erfahrungsbericht der Canon EOS 5D Mark IV

Seit Juni 2012 habe ich meine beiden Canon EOS 5D Mark III im Einsatz und mit dem Erscheinen der Canon EOS 5D Mark IV ging dann das Grübeln los: Eigentlich bin ich mit meinen IIIern super zufrieden … lohnt sich das Upgrade? Bleibe ich bei DSLRs oder reizt mich ein elektronischer Sucher, den ich bei meinen Olympus-Kameras schon habe? Einen Erfahrungsbericht zu der Olympus OM-D EM-1 Mark II habe ich hier schon geschrieben.

Also habe ich erst mal abgewartet und mir viele Testberichte anderer Fotografen durchgelesen. Im Januar 2017 habe ich dann zugeschlagen und beide Mark IIIs gegen die Mark IVs ersetzt. Die Kamera ist keine Revolution, sondern eine Evolution … und mehr habe ich von meinem „Arbeitswerkzeug“ auch nicht erwartet. Einige Schwachstellen wurden ausgemerzt oder verbessert, aber das Grundkonzept ist identisch geblieben. Ich erwarte keinen kompletten Umbruch, sondern ich möchte genauso effizient oder noch besser mit der Kamera arbeiten können.

Es gibt viele Pro-Argumente für diese Kamera – einige sind altbewährt, andere stellen Verbesserungen dar:

  1. Das Handling der Kamera ist für mich perfekt. Die Kamera liegt satt in der Hand. Jeder Knopf sitzt da, wo auch meine Finger enden und ich kann die Kamera blind bedienen. Das ist kein Vergleich zu den fummligen Gehäusen der DSLM-Kameras, bei denen man immer schauen muss, ob man denn nun den richtigen Knopf erwischt hat.
  2. Der Sensor bzw. die Dynamik hat sich enorm verbessert. Es ist kein Geheimnis, dass Sony und Nikon in diesem Bereich in der letzten Zeit die Nase vorne hatten. Nun hat Canon aufgeschlossen und ich kann aus einem RAW deutlich mehr Bildinformationen heraus holen, als mir das bisher möglich war. Die gesteigerte Auflösung ist nett, war aber für mich kein Kaufkriterium.
  3. Die Kamera hat nun einen GPS-Sensor für Geo-Informationen. Bisher habe ich das nie vermisst, aber nun wo ich es habe, möchte ich es nicht mehr missen. Ich bin sehr oft an Orten unterwegs, die ich ohne GPS nie wieder finden würde, daher liebe ich dieses Feature. Ebenso ist es nun auch einfacher, mehrere Kameras zeitlich zu synchronisieren (ohne jeden Tag die Uhrzeiten von Hand einzustellen), so dass die Reihenfolge der Fotos immer stimmt.
  4. Mittlerweile habe ich Wifi in den Kameras schätzen gelernt und Canon hat das auch sehr gut umgesetzt. Die Einrichtung der Verbindung ist zwar erst mal recht kompliziert, aber man kann Verbindungen mit verschiedensten Clients – und nicht nur mit dem Smartphone – konfigurieren. Sehr gut! Super finde ich auch, dass man während des Shootings mit dem iPad eine Live-Verbindung zur Kamera halten und während des Fotografierens über das iPad die Bilder bewerten kann. Die Bewertungssterne werden direkt in die RAW-Dateien in der Kamera geschrieben und können dann später durch z.B. Lightroom erkannt werden. Die direkte Übertragung der RAW-Dateien auf ein Notebook (Tethering) läuft mir per Wlan zu langsam, da bevorzuge ich nach wie vor die direkte Kabelverbindung.
  5. Die Kamera kann nun Filme in 4K aufzeichnen – in einer beeindruckenden Qualität und mit viel mehr Optionen während der eigentlichen Aufnahme. Schade, dass 1080p nur mit maximal 60fps möglich ist, obwohl 120fps locker drin sein dürften. Mal schauen, was Magic Lantern noch aus der Canon EOS 5D Mark IV heraus kitzeln kann. Der Live-Fokus mit Gesichtserkennung und Tracking funktioniert super und eröffnet viele neue Möglichkeiten während des Filmens.
  6. Die Speicherkartenslots unterstützen höhere Schreibraten, was bei Serienaufnahmen deutlich zu spüren ist.
  7. Ich liebe den Touchscreen! Beim Filmen und im Live-View-Modus kann man den Fokus per Tippen setzen und/oder direkt das Foto auslösen. Vergrößerungen bei der Bilderschau oder das Bedienen diverser Menüs funktioniert super und deutlich schneller als bei meinen Olympus-Kameras.
  8. Die Kamera hat nun einen USB3.0-Anschluss, was gerade beim Tethering die Bildübertragung beschleunigt.
  9. Das Custom-Menü kann nun mehrere Unterseiten verwalten. Ich nutze das normale Kamera-Menü gar nicht, sondern erstelle mir gleich am Anfang (m)ein Custom-Menü, um nicht immer wieder nach bestimmten Einstellungen suchen zu müssen. Das ist nun deutlich einfacher und umfangreicher möglich

Neben all den positiven Dingen bzw. Verbesserungen gibt es auch ein paar Punkte, die mir nicht so gut gefallen:

  1. Die Bitrate im 4K-Modus ist nicht variabel einstellbar, sondern läuft nur auf „Maximum“. Dabei fallen für 13 Sekunden insgesamt 1 GB (!) Daten an. Eine halbe Stunde entspricht ca. 128 GB. Es mag Leute geben, die diese Qualität brauchen, aber ich würde mir durchaus wünschen, dass es noch Abstufungen nach unten geben würde.
  2. Es gibt nur Cinema-4K, aber keine UHD-Einstellung.
  3. Beim Filmen in 4K werden die Pixel 1:1 ausgelesen. Es wird also nur ein „Mittelstück“ des Sensors – und nicht der ganze Sensor – verwendet. Das hat zur Folge, dass sich die Brennweite um den Faktor 1,7 verlängert und ich zwischen Fotografieren und Filmen immer die Objektive wechseln muss. Mein „weitestes“ stabilisiertes Objektiv hat eine Anfangsbrennweite von 24mm. Das sind nun umgerechnet ca. 40mm. Möchte ich nun weitwinkliger (stabilisiert) filmen, muss ich mir ein neues Objektiv kaufen. Wenn ich unterwegs bin und dabei fotografiere & filme, wächst die mitzunehmende Ausrüstungsmenge weiter an.
  4. Ich hätte mir für das Filmen und komplizierte Fotopositionen einen klappbaren oder drehbaren Monitor gewünscht. Ich bin diesen Luxus bei meinem Olympuskameras gewohnt und möchte es nicht mehr missen. Dass dies dennoch mit ausreichendem Wetterschutz und Robustheit verbunden ist, beweisen genügend andere Hersteller. Und falls mal doch ein Fotograf seinen Monitor abreisst, darf sich Canon über Zusatzeinnahmen bei den Reparaturen freuen.

Resultierend aus den Punkten 1-4 sind nun meine Olympus-Kameras meine bevorzugten Filmkameras, da dort mehr Einstellungen bezüglich der Auflösung und Bitrate möglich sind und die Stabilisierung am Sensor statt findet. Auch der drehbare Monitor ist an der Olympus OM-D EM-1 Mark II ein großes Pro-Argument beim Filmen.

Das von Canon groß beworbene „Dual Pixel Raw“ ist ein netter Gag und vielleicht irgendwann in zukünftigen Kameras für irgendetwas sinnvoll, aber ich nutze das gar nicht.

Ich fasse noch mal zusammen: Die Canon EOS 5D Mark IV wurde im Vergleich zur Mark III an vielen Stellen verbessert, so dass ich mich für das Upgrade entschieden habe und mit dieser Entscheidung immer noch sehr zufrieden bin. Ja ich würde es wieder tun. Spätestens bei der nächsten Generation erwarte ich mir aber größere Schritte, als vergleichbare Detailverbesserungen.

Erfahrungsbericht über die Canon EOS 5D Mark IV vom Fotografen Thomas Weber aus Oldenburg

Fotografiert mit der Olympus OM-D EM-1 Mark II und 25mm f1.2.